Über die Agfa Clack ist schon viel geschrieben worden, mehr wahrscheinlich, als sich die Verantwortlichen bei Agfa seinerzeit haben träumen lassen, als sie dieses Einsteigermodell auf den Markt brachten.
Die Kamera funktioniert nach dem Motto der Prä-Automatik-Ära: "Wo wenig einzustellen ist, kann man wenig falsch einstellen": Der Verschluss kennt nur eine "echte" Belichtungszeit ('M' für Moment, ca. 1/30 Sekunde) sowie B für Bulb, was wiederum der Agfa Clack eine gute Startposition für die Zweitverwertung als Lochkamera verschafft (s.u.).
Die Blende lässt sich je nach Modell von dem schon nicht berauschenden Anfangswert von ca. 1:12,5 noch weiter verkleinern, mittels einer Lochblende. Manche Clacks haben dazu oder stattdessen einen Gelbfilter und / oder eine Nahlinse. Mein Exemplar hat z.B. die Kombination aus Gelbfilter und Nahlinse. Nahlinse heißt übrigens in diesem Zusammenhang, dass die kürzeste Entfernung von 3 auf 1 Meter verkürzt wird. Im Übrigen gibt es keine Entfernungseinstellung, die Kamera zeichnet - laut Werksangabe - alles von 3 Meter bis unendlich scharf.
Nun ist es ein Rechenexempel, bei 105 mm Brennweite und Blende 12.5 den zugehörigen Zerstreuungskreis zu berechnen: Er beträgt ca. 0.15 mm, also gut doppelt soviel wie beim 6x9-Format üblicherweise zugrundegelegt wird. Warum?
Nun, zum ersten würde sich eine Werksangabe a la "alles von 7 Meter bis unendlich ist scharf" weit weniger gut lesen, zum anderen war die Standardverarbeitung für 6x9 damals der Kontaktabzug, nicht die Vergrößerung, und da "kommt es ja nicht so genau darauf an". Halten wir fest: wenn die Angaben stimmen, ist das Objektiv auf ca. 6 m fokussiert und somit bei dieser Entfernung theoretisch am schärfsten.
Schärfe ist natürlich bei einem einlinsigen, völlig unkorrigierten Meniskus etwas relatives, und so hat man sich denn bei Agfa entschlossen, der Bildfeldwölbung mit einer gekrümmten Rückwand (und somit Filmebene) zu begegnen. Das verleiht der Clack nicht nur die ihr eigene briketthafte Eleganz, es führt auch erstaunlicherweise zu recht scharfen Aufnahmen. Die Nahlinse verschlechtert die Abbildungsqualität möglicherweise mehr als sie jemals nützen könnte.
Zu warnen ist allerdings vor der Verwacklungsgefahr: bei ca. 100 mm Brennweite und 1/30 Sekunde Belichtungszeit benötigt man auch bei dem Einfachverschluss der Clack eine ruhige Hand, zumal die Kamera federleicht ist. Ein Stativ ist dringend zu empfehlen, wenn man das ganze Potential des Meniskus ausloten will ...
Die begrenzten Einstellmöglichkeiten führen dazu, dass die Filmemfindlichkeit sorgfältig nach den Lichtverhältnissen gewählt werden sollte, denn der Belichtungsspielraum des Films ist (wie auch bei wesentlich jüngeren Kompaktkameras) ein wichtiger Faktor für das Gelingen der Aufnahmen.
In vielen Clacks klebt noch ein Aufkleber, der die Verwendung von Agfa Isopan mit 17 DIN empfiehlt, in dieser Region (40-50 ISO) sollte bei knipsertypischen (mitteleuropäischen, sommerlichen) Lichtverhältnissen die Filmempfindlichkeit liegen. Mutige schwören auf Fuji Velvia, ängstliche werden eher Ilford Pan F bevorzugen.
Die Rechenergebnisse ändern sich natürlich, wenn man die Clack zu einer Lochkamera umbaut. Viele haben das getan, mir steht es noch bevor. Die Vorteile liegen aber auf der Hand:
- Anders als die meisten Lochkameras hat die Clack einen Sucher,
- anders als die meisten Lochkameras hat die Clack eine gekrümmte Filmführung,
- anders als bei vielen anderen potentiellen Umbaukandidaten kann der Verschluss auf B gestellt werden und hat sogar einen Drahtauslöseranschluss,
- der Marktpreis der Clack liegt bei wenigen Euro, daher kann so ein Umbau auch mal schiefgehen.
Was gab's noch? Den Clibo, einen "Systemblitz" zur Clack, mit "dedicated" Anschluss (das sind die zwei Metallnoppen auf dem Kameradeck. Außerdem die Click als Nachfolgerin, mit dem "sparsameren" 6x6-Format, aber tragischerweise ohne B-Einstellung, daher weit weniger variabel als die Clack. Außerdem finde ich persönlich das aufgeklebte, genarbte Plastik bei der Click weit weniger sexy als die Krokoprägung auf dem Clack-Gehäuse.
Fotografieren ist einfach. Viel Spaß.
Status März 2016: Sitzt im Schrank und wartet auf einen Lochkamera-Umbau.