Nichts besonderes. Belichtungsautomatik (nicht abschaltbar), kürzeste Verschlusszeit 1/30, kein Selbstauslöser, nicht allzu lichtstarkes Objektiv. Also eine Kamera für jedermann, oder?
Stimmt. Dennoch, ich weiss gar nicht genau warum, finde ich sie ziemlich attraktiv. Vielleicht ist es das gefällige Design, vielleicht das kompakte Format, vielleicht auch nur die Tatsache, dass die AL-F eine meiner ersten "Compact Rangefinders" war. Und dass ich sie, kaum dass sie angekommen war (und ich das abgerissene Batteriekabel wieder angelötet hatte ...) in den Urlaub mitnehmen und ein paar schöne Fotos damit machen konnte.
Wie auch immer, die AL-F ist eine solide Kamera, liegt gut in der Hand, ist angenehm zu bedienen und die Beschränkung der Belichtungszeiten auf 1/30 bis 1/500 macht sie ziemlich idiotensicher, da man eigentlich nichts falsch machen kann: durch den Sucher sehen und den Zeitenring drehen, bis die gewünschte Blende im Sucher angezeigt wird. Verwackeln ist bei 1/30 Sekunde mit Zentralverschluss und einem 38-mm-Objektiv fast ausgeschlossen. Diese Unkomplizertheit macht das Fehlen eines manuellen Modus verschmerzbarer.
Zum Bedienungskomfort trägt weiterhin der Hot shoe in Verbindung mit der Leitzahlenautomatik bei. Da der oben genannte Urlaub in den Monat Februar fiel, habe ich tatsächlich ein paar Blitzaufnahmen gemacht (Blitztechnisch ist meine Ausrüstung auf authentischem 1970er-Jahre-Stand) und war mit den Resultaten zufrieden. Die Leitzahl-Blitzautomatik funktioniert allerdings nur bei einer Belichtungszeit (ich denke 1/30).
An der Optik, und auf die kommt es schlisslich an, gibt es nichts auszusetzen. Das Objektiv habe ich ein wenig im Verdacht, mit dem der Konica C35 eng verwandt zu sein, auch wenn es nur "Rokkor" heisst und nicht "Rokkor-PF" oder so. Auf jeden Fall ist die Abbildungsqualität so wie sie sein muss.
Der Sucher spielt in einer Liga mit dem der Olympus SP oder der Konica Auto S3, und das heisst eine ganze Menge. Lediglich der gelbe Fleck des Entfernungsmessers ist etwas kleiner und eine Idee weniger kontrastreich.Trotzdem ist er auch bei schlechten Lichtverhältnissen gut einzustellen.
Auf der Kamera steht CLC (Contrast Light Compensation), das war damals ein Patent von Minolta, das aber eigentlich mit zwei CdS-Zellen in SLR-Kameras funktioniert, die in einer bestimmten Art und Weise im Prisma angeordnet sind. Wie das mit einer einzigen CdS-Zelle über dem Objektiv funktionieren soll, entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht nur Etikettenschwindel? Wer etwas näheres weiss, ist herzlich eingeladen, mir eine E-Mail zu schicken.
Noch was: Wenn man in den Blitzmodus schaltet, wird der Stromkreis unterbrochen und somit Batterien gespart. Ein Ausschalter also. Selten bei dieser Art Kameras.
Zur Kamera gehört ein "Ever-Ready-Case" aus schwarzem Leder, das in diesem Fall besonders schön, ja nachgerade edel verarbeitet ist. Es gehört zu der zweiteiligen Sorte, das heisst man kann das Oberteil einfach abklipsen. Umso wichtiger, als die Kamera selbst keine Trageösen hat (das kennt man ja sonst fast nur von den Russen ...). Das Ever-ready-Case hat die (für mich) angenehme Eigenschaft, dass auch meine Olympus SP reinpasst, die a) fast gleich gross ist, b) das Stativgewinde an der gleichen Stelle hat und c) ohne Tasche zu mir kam. Allein die Tasche ist die EUR 30,-- wert, die die Kamera gekostet hat.
Status März 2016: Wohnt im Schrank, sehr gelegentliche Nutzung, kein Gedanke an Trennung.