Olympus OM 1

Objektiv Wechselobjektive des OM Systems.
Verschluss Horizontal ablaufender Gummituch-Schlittzverschluss. Manuelle Zeiten 1-1/1000 sowie B, Selbstauslöser. X- und FP-Synchronisierung.
Belichtungs­messung Mittenbetonte Integralmessung mit zwei CdS-Zellen, TTL. ASA 25 bis 1600.
Fokussierung Einstellscheibe (auswechselbar).
Sucher Match-needle für den Belichtungsmesser, keine weiteren Anzeigen.
Blitz Hot shoe, Blitzsynchronbuchse. X- und FP-Synchronisierung.
Film­transport Schnellspannhebel, Rückspulkurbel. Aufklappbare, Rückwand. Motoranschluss.
Maße ca. 135/85/50 mm ohne Objektiv.
Batterie 1x PX 625 1,35V (Quecksilber).

Als der örtliche Fotohändler neulich eine Filiale schloss und das dort befindliche Gebrauchtmaterial zu Tiefstpreisen feilbot, fühlte ich mich moralisch verpflichtet, die OM1, die dort mit Zuiko 50/1.4 und Tasche für 21 Euro angeboten wurde, vor dem Abdecker zu retten.

Nicht, dass ich meinen Minoltas untreu würde, aber diese Kamera ist einfach ziemlich schick und hat sicher nicht umsonst ihre Fangemeinde, dachte ich.

Auch die Tatsache, dass sie weder auslöste noch der Film sich transportieren liess, konnte mich da nicht bremsen.

Ich bin alles andere als ein Experte für Feinwerktechnik und auch in der Reparatur von SLRs keineswegs beschlagen, aber die nun folgende Reparatur brachte mich zu dem Schluss, dass die OM1 zweifellos eine der am besten konstruierten Kameras dieser Gattung ist. Der Aufbau ist logisch und klar: unten ist die Verschluss- und Transportmechanik, oben rechts der Belichtungsmesser, oben links die Rückspulmechanik. Nach ein bisschen prokeln und viel reinigen lief das gute Stück wieder einwandfrei, und der Verschluss läuft (nach meinen zugegeben etwas primitiven Tests) auch schön exakt. Trotz des zu Anfang beklagenswerten Zustands macht die Kamera einen mechanisch gesunden Eindruck, und auch die Arbeitsgeräusche erfreuen das Ohr.

Zu ihrer Zeit (Anfang der 70er)läutete die OM1 die Ära der kompakten SLRs ein. Verglichen mit Zeitgenossen wie, sagen wir mal, der Minolta SRT wirkt sie geradezu grazil. Das Gehäuse ist vor allen Dingen sehr schlank, dabei aber beruhigend schwer. Dazu passt, dass sie ausgesprochen leise arbeitet, fast so leise wie eine spiegellose Sucherkamera.

Alles an dieser Kamera ist schlicht, präzise und elegant gearbeitet.

Die Bedienungselemente sind sinnvoll und praktisch angeordnet, wenn auch etwas anders als gewohnt: Schnellspannhebel, Auslöser und Rückspulkurbel sitzen, wo man sie erwartet, ebenso der (überdimensionale) Hebel des Selbstauslösers. Die ASA-Einstellung sitzt da, wo andere Kameras das Zeitenrad haben, die Zeiten hingegen werden an einem Ring um das Objektivbajonett eingestellt. Ansonsten gibt es noch einen Schalter für den Belichtungsmesser neben der Rückspulkurbel, Rückspulentsperrknopf, Spiegelvorauslösung (!) und einen Umschalter für die Blitzsynchronisation, der mit beispielloser Eleganz um die Blitzbuchse angeordnet ist.

Alle Einstellungen können mit einem Blick von oben auf die Kamera erfasst werden.

Der Hot Shoe ist abnehmbar und wird mit einer Schraube fixiert, die gleichzeitig den elektrischen Kontakt herstellt. Schraubt man ihn ab, wird die Kamera noch ein bisschen eleganter.

Der Sucher bietet eine helle (auswechselbare) Mattscheibe und die Nadel des Belichtungsmessers mit einer durchdachten Anzeigeskala, die einem auch verrät, ob man eine halbe oder ganze Blendenstufe danebenliegt. Zeit oder Blende werden nicht eingespiegelt. Der Suchereinblick ist ungewöhnlich gross und der Sucher verkleinert weniger als üblich.

Das Objektivbajonett ist gross und stabil, die Entriegelung der Objektive erfolgt über eine Drucktaste am Objektiv selbst. Eine zweite Drucktaste im gleichen Ring ist die Abblendtaste, zumindest an meinem 50er (am Kameragehäuse ist keine Abblendtaste).   Alles in allem macht diese Kamera einfach Spass und lässt sich schnell und präzise bedienen.

Das Zuiko ist für seine Lichtstärke auch schön kompakt und kommt mit 49er Filtern aus (was den Minolta-MD-Benutzer freut...).

Ein wirklich erschöpfender Test der Abbildungsqualität steht noch aus, aber allgemein werden die Olympen in den höchsten Tönen gelobt und nach den ersten paar Fotos zu urteilen, schein mein Zufallsfund da keine Ausnahme zu machen.

Das OM-System hiess nicht nur so, sondern war zu seinen Glanzzeiten auch eines der bestausgebauten Kamera-, Objektiv- und Zubehörsysteme, bei durchgängig hoher Qualität. Erwähnen sollte man noch, dass die OM3Ti (mechanisch) und die OM4Ti nach wie vor gebaut werden (Einstellung steht allerdings anscheinend bevor) und Olympus somit einer der letzten Hersteller ist, der manuell zu fokussierende Kameras noch ernsthaft anbietet (d.h. mit zeitgemäßer Technik und adäquater Modellpflege Nikons FM2n und FM3 würd' ich auch dazuzählen, bei Minolta scheinen die X700 nur noch mitgeschleift zu werden.

Bei den Olympus-Aficionados, die bis hierher gelesen haben möchte ich mich entschuldigen, dass dieser Artikel ihnen wohl nicht wirklich etwas neues gebracht haben wird. Aber meine Entdeckerfreude brauchte halt ein Ventil...

Status März 2016: Dead and gone.

camera

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