Entgegen meinen Beteuerungen, mit dem Ankauf von Sucherkameras aufzuhören, konnte ich einer RC für 15 Euro dann doch nicht widerstehen.
Leider war sie ziemlich dreckig, die Automatik und Belichztungsmessung funktionierten nicht (Batteriekabel abgerissen) und die Rückwanddichtungen waren völlig hin. Alles nichts wirklich ungewöhnliches bei einer ca. 30 Jahre alten Kamera und nichts, was man mit der nötigen Verbohrtheit innerhalb eines Abends zu Hause hinkriegt. Gut, richtig sauber ist sie immer noch nicht...
Hat sich die Mühe gelohnt? Ja.
Auf die Gefahr hin zu wiederholen, was andere schon geschrieben haben: Die Olympus RC ist nicht nur eine der kleinsten 35-mm Sucherkameras ihrer Epoche (kleiner als die Konica C 35, aber grösser als die Olympus XA von 1980), sie ist auch mit einer Vielzahl von Features ausgestattet, die man zum Teil an erheblich teureren Kameras vergeblich sucht und die in dieser Kombination einzigartig sind.
Ausserdem ist die Verarbeitung erstklassig, was zwar die Jackentaschentauglichkeit einschränkt (sehr schwer für ihre Grösse), aber die Lebensdauer erhöht. Sogar das Kunstleder ist, wie bei Olympus üblich, erheblich besser und stabiler als bei der Konkurrenz üblich.
Die wirklich aussergewöhnlichsten Goodies im Überblick:
- Blendenautomatik UND voll manuelle Einstellung. Das ist eine Lebensversicherung für Kameras, die wie die RC für Quecksilberbatterien gebaut sind. Ohne Batterien kann man die Kamera mit externem Belichtungsmesser oder Erfahrung immer noch vollwertig einsetzen.
- Blenden- UND Zeitanzeige im Sucher.
- Echter Ausschalter spart Batterien und blockiert gleichzeitig den Auslöser.
- Filmtransporthebel mit Ratschenmechanismus.
- Zeitenrad auf dem Oberdeck statt Zeitenring am Objektiv.
Diese Features, in Kombination mit den üblichen wie Selbstauslöser, Hot shoe + PC-Buchse, Leitzahlen-Blitzautomatik etc. ordnen die RC in die Oberklasse der kompakten Sucherkameras der 70er ein, zusammen mit Olympus RD und SP, Minolta HiMatic 7sII und Canonet GIII.
Von diesen unterscheidet sie dei Optik mit einer Lichtstärke von 'nur' f/2.8. Das klingt wieder mehr nach C35 und XA, aber wer das eine will muss das andere mögen ...
Olympus ist es gelungen, noch ein paar andere Macken in die Kamera einzubauen, die man zwar auch mit der Grösse entschuldigen könnte, aber ... :
- Das Filtergewinde hat einen absolut exotischen Durchmesser von 43.5 mm. Angeblich soll es dafür sogar Filter zu kaufen geben, ich habe nur noch keine gesehen. 43 oder 46 mm hätten es doch auch getan ...
- Der kombinierte Ausschalter-Blitz-Automatik-Manuell-Schaltring ist so schmal und sitzt so knapp am Kameragehäuse, dass ich (und ich habe relativ zierliche Finger) ihn nicht ohne besondere Konzentration bedienen kann. Bei dieser Gelegenheit verstellt sich dann immer auch die Entfernung.
- Der Schnellspannhebel sitzt nicht oben auf der Kamera, sondern verschwindet in einem Schlitz zwischen Oberdeckel und Rückwand. Das sieht schick aus und ist praktisch, lässt aber Schmutz aller Art in die Eingeweide der Kamera eindringen.
Im Zusammenhang mit dem letzen Punkt noch der Tip an alle RC-Besitzer, den Sucher zu reinigen oder reinigen zu lassen. Wenn er sauber ist, ist er erstklassig!
Status März 2016: Hatte 2 Stück, leider sind beide kaputt gegangen. Wobei mir entfallen ist, was eigentlich mit der 2. nicht stimmt, muss mal nachschauen.