Oft wird geschrieben, dass dieser Sucher das qualitativ beste Produkt der sowjetischen Kameraindustrie ist. Ich kann das nicht verifizieren, da ich ausser ihm nur die FED 2 besitze, aber ich kann bestätigen, dass er erstklassig ist.
Der russische Revolversucher ist eine Kopie (von KMZ Krasnogorsk) des Zeiss-Universalsuchers für die Contax. Aber die Russen bauten ihn sowohl original als auch spiegelverkehrt nach, da die Originalversion die Bedienung des Zeitenrades bei der Leica (und den russischen Leica-Kopien) behindert. Abgebildet ist das "Leica"-Modell.
Es gibt im Prinzip drei Möglichkeiten, einen Sucher für mehrere Brennweiten zu bauen:
- Das Zoom-Prinzip. Zoom Sucher als Zubehör gab es (mindestens) von Tewe und von Nikon, und heute hat fast jede Autofocus-Zoom-Schnappschusskamera einen. Vorteil: Der Bildausschnitt wird immer "sucherfüllend" dargestellt. Nachteil: konstruktiv recht aufwendig, wirtschaftlich erst seit kurzem zu realisieren. Sicher noch nicht zu der Zeit, als die Leitz- und Zeiss-Sucher herauskamen.
- Das VIOOH-Prinzip. VIOOH war der Leitz-Code für einen Universalsucher, der mit fester Brennweite und eingespiegelten Leuchtrahmen arbeitete. Der Vorteil für Leitz: relativ günstig zu produzieren. Der Nachteil für den Fotografen: Nur der Leuchtrahmen für die kürzeste Brennweite ist formatfüllend, die anderen werden immer kleiner, bis hin zur Unbenutzbarkeit. Aber der Sucher lässt sich gut in ein Kameragehäuse integrieren und so arbeiten noch heute die Sucher der Leica-M, der Voigtländer Bessa und der Konica Hexar RF nach diesem Prinzip.
- Der Revolversucher: Im Prinzip ein Sucher mit Wechselobjektiven (allerdings werden nur die vorderen Linsen gewechselt), die auf einem drehbaren Rad angeordnet sind. Vorteile: Die Optik kann (im Rahmen des in dieser Grösse möglichen) optimiert werden, und der Bildausschnitt ist immer formatfüllend. Nachteil: Das Prinzip lässt sich so gut wie gar nicht in eine Kamera integrieren, daher nur als Aufstecksucher möglich.
Optik: Die Brennweiten 28 und 35 mm verzeichnen ordentlich tonnenförmig. Das ist ob der Grösse verzeihlich und nicht so schlimm, denn zum Festlegen des Bildausschnitts reicht's allemal, und auf den Film kommen die Verzeichnungen ja nicht. Die anderen Brennweiten verzeichnen so gut wie gar nicht.
Sucherbild: Schön gross und hell. Der Abbidungsmassstab ist ca. 1:1 bei 85 mm. Der Bereich ausserhalb des Bildausschnitts ist grau hinterlegt. Das ist eigentlich viel besser als ein Leuchtrahmen, denn man sieht einerseits, was sich "draussen" abspielt (anders als bei einer SLR), andererseits gibt es aber einen deutlichen Unterschied zwischen "drinnen" und "draussen" und man muss nicht nach einem eventuell nur bruchstückhaft vorhandenen Leuchtrahmen "suchen".
Bedienung: Die Brennweitenverstellung läuft butterweich, mit Rastpunkten bei den einzelnen Brennweiten. Eine - nicht einrastender - Parallaxenausgleich im Nahbereich wird durch leichtes Verdrehen der Optik realisiert. Das ist zwar nicht ganz die reine Lehre, funktioniert aber gut. Das ganze Ding besteht nur aus Glas und gedrehtem und gefrästem Metall und lässt das Feinmechanikerherz höher schlagen.
Der Sucher sieht, wie ich finde, auf Fotos immer grösser aus als in Wirklichkeit. Er ist wirklich kompakt und gut benutzbar.
Erhältlich auf guten Flohmärkten. Probiert ihn aus. Es lohnt sich.